Stadtgeschichte

Stadtgeschichte

  • Altsteinzeit

    Während der Begehung einer Baugrube, unweit des Hauptbahnhofs, gelang dem Verein ARRATA e. V. im Jahr 2001 eine im Welterbe Oberes Mittelrheintal sensationelle Entdeckung: Am Boden der Baugrube erkannte der Archäologe Wolfgang Welker typische Steingeräte der sogenannten Federmesser-Kultur. Bei späteren Grabungen der Landesarchäologie wurden eine Feuerstelle, Knochen vom Rothirsch und Steingeräte, darunter typische Pfeilspitzen („Federmesser“) entdeckt. Der Lagerplatz, der unterhalb einer Bimsschicht des Laacher-See-Ausbruchs liegt, ist ungefähr 13000 Jahre alt und datiert an das Ende der Altsteinzeit (Spätpaläolithikum). Als besonderer Fund gilt ein verziertes Knochengerät, das vielleicht als Glätter für die Bearbeitung von Leder diente.

  • Römerzeit

    Spätrömisches Kastell
    Spätrömisches Kastell

    Im Zuge der Eroberung Galliens durch Cäsar und der anschließenden römischen Besiedlung des linksrheinischen Gebiets folgte die Gründung des „Vicus Baudobriga“ (Bodobriga, Bontobrica) unmittelbar am Rhein im Eingangsbereich zum Mühltal. Durch das Mühltal wurde die Rheintalstraße mit der Ausoniusstraße verbunden. Seine Blütezeit hat das Fischer- und Händlerdorf zwischen dem 1. und dem 3. Jahrhundert.

    Der Name der Siedlung ist keltischen Ursprungs, weshalb anzunehmen ist, dass es vorher oder auch gleichzeitig keltische Besiedlung gab. Die keltische Namensform Boudobriga kann nicht nur rekonstruiert werden, sondern ist in dieser Lautung in zwei lateinischen Inschriften belegt. Der Name bedeutet „Ruhm-Burg“ oder „Sieg-Burg“, wobei unklar ist, ob sich dieser Name auf ein konkretes historisches Ereignis bezieht.

    Durch den Ausbau des Limes um das Jahr 160 n. Chr. verlor der Mittelrhein vorübergehend an strategischer Bedeutung, die römisch-germanische Grenze verlief nun etwa 20 Kilometer nordöstlich von Boppard auf der Linie von Bad Ems nach Hunzel. Jedoch wurde der Rhein für den Nachschub und den Fernhandel immer wichtiger. In der um 222/235 entstandenen Peutingerschen Tafel wurde das heutige Boppard unter dem Namen Bontobrice und in dem spätrömischen Staatshandbuch Notitia dignitatum als Bodobrica erwähnt.
    Im Jahre 260 mussten die rechtsrheinischen Gebiete aufgegeben und den Germanen überlassen werden. Dadurch wurde der Rhein wieder zur Grenze des römischen Reiches. Kaiser Julian stoppte 355 eine neuerliche germanische Invasion und begann mit der Sicherung des Mittelrheins, die sein Nachfolger Kaiser Valentinian I. zu Ende führte. In dieser Zeit wurde auch das spätrömische Kastell Baudobriga an der römischen Rheintalstraße errichtet, es lag etwa einen Kilometer südöstlich der damaligen zivilen Siedlung.
    Gegen Ende des Jahres 405 wurden die römischen Truppen zum Schutze Italiens abgezogen. Vermutlich noch in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts wurde auch das Kastell Boppard, wie auch die anderen römischen Kastelle am Mittelrhein, von den Germanen erobert, endgültig endete die römische Herrschaft hier im Jahre 454 n. Chr.

  • Frühes Mittelalter

    Nach dem Abzug der römischen Truppen bewohnte die Zivilbevölkerung das frühere, nach wie vor intakte, römische Kastell weiter. Um 406 wurde das ehemalige Militärbad durch einen Brand zerstört, an dieser Stelle an der Innenseite der nördlichen Kastellmauer wurde aus den Überresten des aufgegebenen Bades im 6. Jahrhundert dann der erste Vorgängerbau der heutigen St.-Severus-Kirche errichtet. Im 5. Jahrhundert wurde aus dem früheren römischen Kastell Boppard ein merowingischer Königssitz, zu dem nicht nur der Fiskalbezirk, sondern auch die weitere Umgebung gehörte, insbesondere die riesigen Hunsrückwaldungen.

    Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt stammt aus dem frühen Mittelalter im Jahr 643 als Bodo fricense. Nach Angaben der um 700 entstandenen Kosmographie von Ravenna war Boppard damals unter dem Namen Bodorecas immer noch eine befestigte Siedlung. Im Jahr 803 wurde Boppard bereits als Reichsstadt bezeichnet. Eine weitere Urkunde datiert aus dem Jahr 814, in welcher u. a. eine Kapelle und ein Fiskalgut in Bodobrio (Boppard) genannt werden. Aus diesem Fiskalgut entwickelte sich ein fränkischer Königshof und das Verwaltungszentrum des Bopparder Reiches.

    Im Laufe des Mittelalter wurde Boppard oft von den deutschen Königen aufgesucht, die dann im Königshof residierten, welcher am Ende des Mühltals unmittelbar am Rhein lag. Belegt sind unter anderem ein erster Besuch von Kaiser Otto II. im Jahr 975 sowie im März 992 und im Januar 995 zwei Aufenthalte von König Otto III., der ab 996 den Kaisertitel trug. Für das Frühjahr 1180 ist ein Besuch von Kaiser Friedrich I. Barbarossa in Boppard belegt.

  • Boppard als freie Reichsstadt

    Im Laufe des Mittelalters entwickelte sich Boppard zu einer freien Reichsstadt, bereits unter Kaiser Heinrich III. erhielt die Stadt im Jahr 1050 Marktrechte, unter Heinrich IV. auch einen Zoll, Münzstätte war sie schon unter den Merowingern gewesen. Verwaltet wurden Stadt und umliegendes Reichsgut von Reichsministerialen, oberster Beamter vor Ort war der Schultheiß. Eine Reihe der Ministerialen lebte in der Stadt. Nachzuweisen sind (unter anderem) die Beyer von Boppard, die Familie „unter den Juden“, von Schöneck und von Bickenbach (benannt nach dem Ort Bickenbach im Hunsrück). Aus dieser Glanzzeit Boppards stammt auch das große Stadtsiegel von 1236, das Boppard „freie Stadt des Reiches“ nennt. Die Selbstverwaltung der Reichstadt erfolgte durch zwei Senate: der erste Senat bestand aus den in Boppard ansässigen Adligen, der zweite Senat bestand aus gewählten, nicht-adligen Bürgern der Stadt.

    Unmittelbar nach der Absetzung Kaiser Friedrichs II. durch den Papst 1245 entbrannten Auseinandersetzungen um das Erbe der Staufer. Davon wurde auch der Mittelrhein in Mitleidenschaft gezogen. Als Wilhelm von Holland, der 1247 gewählte Gegenkönig, die Staufer am Mittelrhein angriff, stellte sich Boppard auf die Seite der Staufer. Dreimal, 1247, 1249 und 1250, scheiterte Wilhelm mit seinen Versuchen, die Stadt einzunehmen. Erst nach einer Belagerung im Herbst 1251 gelang ihm schließlich ihre Besetzung, in der Folge zahlte die Stadt für einige Jahre Tribut an Brabant. 1250 unterstützte der Trierer Erzbischof den König militärisch vor Boppard, was unter Umständen bereits auf das Interesse des einflussreichen Trierer Territorialherrn an der Entwicklung der Reichsstadt Boppard hindeutet.

    Mit der Stadt Köln wurde im Jahr 1252 ein Vertrag zum Umgang mit Schuldnern sowie zur Gewährung gegenseitiger Rechtshilfe geschlossen, 1253 folgte ein ähnlicher Vertrag mit der Stadt Koblenz.

    Im Jahr 1254 schlossen sich zahlreiche Städte, darunter auch Boppard, zum Rheinischen Städtebund zusammen. Auf diesem Weg versuchten die Städte, ihre wirtschaftlichen Interessen zu wahren und die Handelswege zu schützen.

    Nach der Krönung von Richard von Cornwall sind für ihn mehrere Aufenthalte in Boppard belegt, 1265 ließ er dann den Bau des Bergfriedes am Rheinufer beginnen, aus welchem sich später die heutige Burg entwickeln sollte.

    1278 wurde der Bopparder Zoll durch König Rudolf I. an die Grafen von Jülich verpfändet, nur wenig später (1283) verpfändete er dann auch die Bopparder Münze an die Herzöge von Brabant.

  • Unter Herrschaft der Trierer Kurfürsten

    Giebel eines spätgotischen Kaufhauses am Römerkastell und Ev. Christuskirche
    Giebel eines spätgotischen Kaufhauses am Römerkastell und Ev. Christuskirche

    Kurfürstliche Burg
    Kurfürstliche Burg

    1309 unterstellte König Heinrich VII. die Verwaltung der beiden reichsunmittelbaren Städte Boppard und Oberwesel seinem Bruder, Erzbischof Balduin von Trier, als Reichsgubernator und Vogt. Am 12. August 1312 erfolgte dann die Verpfändung beider Reichsstifte durch König Heinrich VII. im Lager vor Rom, die Pfandsumme betrug zunächst 4.000 Mark Silber. Der Erzbischof von Trier war einer der sieben Kurfürsten des Reiches und seine Stimmabgabe zugunsten Heinrichs, der Ende November 1308 zum römisch-deutschen König gewählt und Ende Juni 1312 zum römisch-deutschen Kaiser gekrönt worden war, steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Verpfändung der beiden Reichsstädte. Obwohl König Ludwig IV. 1314 die Verpfändung bestätigte und die Pfandsumme im März 1315 auf 24.000 Mark Silber erhöhte, empfanden die Einwohner Boppards die Eingliederung in den Kurstaat als rechtswidrig. Nachdem die Bürgerschaft der Stadt sich trotz der Aufforderung Ludwigs im Oktober 1318 erneut weigert, dem Kurfürsten zu huldigen, gewährt der König diesem das Recht zur Fehde gegen die Stadt. Gleichzeitig sichert er allerdings der Stadt ungeachtet ihrer Verpfändung die Aufrechterhaltung ihrer gewohnten Rechte und Freiheiten zu, daher kam es nur zu einer kurzen Belagerung der Stadt ohne weitere Folgen. Da die Bürger sich weiterhin gegen die Fremdherrschaft wehrten und 1327 erneut einen eigenen Rat einsetzten, ließ Balduin nach kurzer Belagerung die Stadt stürmen und unterwarf sie. Mit der Unterzeichnung der Unterwerfungsurkunde am 29. September 1327 gehörte Boppard nun endgültig zum Kurfürstentum Trier. Dies hinderte das aus Boppard stammende Adelsgeschlecht Schöneck allerdings nicht daran, sich nur kurze Zeit später an der Eltzer Fehde gegen den Kurfürsten zu beteiligen.

    Balduin ließ die bestehende Bopparder Stadtbefestigung erweitern. Die Ober- und die Niederstadt wurden mit Mauern geschützt und der bereits zuvor am Rhein errichtete Bergfried zu einer Zollburg ausgebaut, die zugleich auch die Herrschaft über die Stadt sichern sollte.

    Innerhalb des Kurfürstentums bildete Boppard mit den Ortschaften Brey, Niederspay, Oberspay, Salzig, Weiler, Kamp, Bornhofen, Ehrenthal, Filsen, Niederkestert, Oberkestert und Lykershausen das Amt Boppard. Die Stadt wurde zu dieser Zeit durch zwei Senate regiert und vertreten, der I. Senat setzte sich aus den ortsansässigen altadligen Familien zusammen, den II. Senat bildeten dagegen gewählte, nicht-adlige Bürger. Das Amt Boppard wiederum bildete gemeinsam mit den Ämtern Oberwesel, Wellmich sowie Gallscheider Gericht das Oberamt Boppard. Der Kurfürst übertrug dem Bopparder Stadtadel zudem Aufgaben in der Verwaltung und gewann ihn so für sich. Den Bürgern war als einzige Hoffnung geblieben, durch Einlösung der Pfandschaft wieder reichsunmittelbar zu werden. Doch Kaiser Karl IV. zerstörte diese Hoffnung und versprach, dass weder er noch sein Nachfolger die Pfandschaft einlösen werden. Bis 1374 wurde die Pfandsumme auf 60.000 Mark Silber erhöht.

    Die zum Reichstag nach Worms entsendeten Mitglieder des Bopparder Ritterrates erreichten am 27. Juni 1495 eine Befreiung der Stadt von der kurfürstlichen Gerichtsbarkeit und dem Zoll durch den römisch-deutschen König und späteren Kaiser Maximilian I., mit der Erteilung des Großen Privilegum erneuerte er nicht nur die früheren Rechte der Stadt, sondern sprach ihr sogar noch weitere zu. Jedoch überschritt Maximilian mit der Einlösung der Pfandschaft seine Befugnisse und musste seine Entscheidung nach einem Widerspruch des Kurfürsten von Trier, Johann II. von Baden, bereits am 26. August revidieren. Da Verhandlungen zwischen dem Kurfürsten und dem Rat der Stadt zu keinem Ergebnis führten und auch ein folgendes Gerichtsurteil nicht anerkannt wurde, kam es schließlich 1497 zum Bopparder Krieg. Auch die Verhängung des Interdikt über die Stadt hatte zu keinem Einlenken geführt. Der Kurfürst von Trier verbündete sich daraufhin mit dem Kurfürsten Philipp von der Pfalz sowie dem Landgrafen Wilhelm III. von Hessen und erklärte der Stadt am 7. Juni 1497 den Krieg. Als Reaktion wurde unter der Führung des Bopparder Ritters von Schwalbach die kurfürstliche Burg gestürmt, wobei das zugehörige Zollhaus in Flammen aufging. Daraufhin rückten der Kurfürst von Trier und seine Verbündeten mit einem Heer von 12.000 Soldaten sowie Feuergeschützen an. Die benachbarten Orte Bad Salzig und Weiler kapitulierten kampflos. Boppard konnte der Belagerung nur wenige Wochen standhalten und musste letztendlich am 1. Juli wieder den Kurfürsten als Landesherren anerkennen. Der Kurfürst zog daraufhin „begleitet von Fürsten und Edlen, mit fliegendem Banner und herrlicher Pracht“ in die Stadt ein, er hob das Interdickt auf und feierte eine Messe in St. Severus, außerdem mussten ihm sämtliche Bürger auf dem Marktplatz der Stadt huldigen.

    Johann II. ließ im Sommer 1498 die Stadtverfassung ändern und schloss Adlige grundsätzlich vom Amt der Schöffen aus, einer der betroffenen war Johann von Eltz. Nachdem es im Dezember 1499 zu einer Spaltung des Trierer Domkapitel in zwei Lager kam, drang Johann von Eltz am Dreikönigstag des Jahres 1501 per Schiff mit 200 bis 250 Landsknechten in Boppard ein. Mit Einvernehmen des Bopparder Rates und der Ritterschaft besetzte er die kurfürstliche Burg sowie die Mauern und Türme der Stadt und ließ neben dem Zollhaus und dem Rheinkran auch den Hof der Beyer von Boppard, die stets auf Seiten des Kurfürsten standen, plündern. Noch am gleichen Tag schrieb Johann von Eltz an den Trierer Kurfürsten und legte die Gründe für sein Handeln dar, begab sich dann in den Dienst des Kurfürsten Philipp von der Pfalz, welcher während des Bopparder Krieges noch an der Seite des Trierer Kurfürsten gestanden hatte, nun aber mit der Minderheit des Trierer Domkapitels verbündet war. Während Johann von Eltz Amtmann in Kaub wurde, unterstellte er Boppard der Minderheitsfraktion im Domkapitel. Diese sah sich allerdings nicht zu einer Verteidigung der Stadt in der Lage und übergab sie am 8. Februar 1501 der Obhut von Philipp, welcher sie formal am 1. Juli unter seinen Schutz stellte. Als 1502 die Auseinandersetzungen innerhalb des Domkapitels beendet wurden und auch Johann II. und Philipp sich aussöhnten, war Boppard am 2. November 1502 zu einem erneuten Friedensschluss mit Kurtrier gezwungen.

    Im Dreißigjährigen Krieg verlor Boppard ein Drittel seiner Einwohner. Schwedische Truppen unter dem Rheingrafen Otto Ludwig von Salm-Kyrburg-Mörchingen besetzten am 18. Januar 1632 die Stadt. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688–1697) konnte 1689 der Überfall französischer Truppen abgewehrt werden. Im Polnischen Thronfolgekrieg überfielen 1735 französische Truppen unter General de Court Boppard. Im Jahr 1785 wurde der bis dahin auf dem Kirchhof gelegene Friedhof an den Säuerling verlegt.

    Im 18. Jahrhundert wurde die Stadt durch einen Stadtrat regiert, welcher sich aus fünf adligen Ritterräten sowie zwölf bürgerlichen Räten sowie dem Stadtschreiber und dem jeweiligen kurtrierischen Amtsverwalter zusammensetzte, der Bürgermeister wurde abwechselnd für jeweils zwei Jahre aus den Reihen der Ritterräte bzw. der bürgerlichen Räte gewählt. Bei Ausscheiden eines bürgerlichen Ratsmitgliedes hatte der Stadtrat selbst das Recht, einen Nachfolger aus der Bürgerschaft auszuwählen. Das Stadtgericht bestand aus dem von Kurtrier bestimmten Stadtschultheißen sowie 14 Schöffen. Bei Tod eines Schöffen hatte das Gericht drei Bürger zu benennen, von denen einer durch den Kurfürsten zum Schöffen ernannt wurde.

    Die neue kurfürstliche Stadtordnung von 1789 sollte den Einfluss des Kurfürsten stärken. Doch schon 1794 besetzten französische Revolutionstruppen im Ersten Koalitionskrieg die Stadt, die von da an 20 Jahre französisch war. Von 1798 bis 1814 war Boppard Hauptort des gleichnamigen Kantons mit rund 10.000 Einwohnern im Rhein-Mosel-Département. Zum Bürgermeisteramt Boppard mit rund 4.000 Einwohnern gehörten zu dieser Zeit auch die Ortschaften Salzig, Hirzenach, Rheinbay und Weiler.

  • Unter preußischer Verwaltung

    Bis Anfang 1814 gehörte Boppard mit dem gesamten linken Rheinufer zu Frankreich. Nach der Zerschlagung der französischen Truppen durch Marschall Gebhard Leberecht von Blücher teilten die Siegermächte die Verwaltung der Gebiete unter sich auf. So wurde Boppard eineinhalb Jahre von der kaiserlich österreichischen und der königlich bayerischen gemeinschaftlichen Landesadministrationskommission verwaltet.

    Durch den Wiener Kongress 1815 wurde die Stadt mit dem linken Rheinufer bis Bingerbrück dem Königreich Preußen zugesprochen. Im Jahre 1816 wurden neue Kreise eingerichtet und die Stadt Boppard dem Kreis Sankt Goar zugeordnet. Ein Jahr später erfolgte dann die Neubildung der Bürgermeistereien, was zur Folge hatte, dass nun Brey, Niederspay, Oberspay, Salzig und Weiler der Bürgermeisterei Boppard zugeordnet wurden, welche (in Form des späteren Ämter Boppard-Stadt und Boppard-Land) schließlich bis zur Bildung der Verbandsgemeinde Boppard im Jahr 1970 Bestand hatte.

    In der Zeit des Vormärz entstanden auch in Boppard politische Spannungen. Diese entzündeten sich insbesondere an der Person des langjährigen Bürgermeisters Matthias Jacobs. Er versuchte sich als Vertreter der alteingesessenen katholischen Mittel- und Unterschicht immer wieder gegen die wohlhabende, liberale Oberschicht der Stadt durchzusetzen. Erst im Revolutionsjahr 1848 konnten ihn seine Gegner aus dem Amt drängen.

    Der Arzt Carl Heusner und der einheimische Kaufmann Jacob Mallmann eröffneten im Jahre 1841 am Remigiusplatz das Mühlbad. Unter Jacobs Nachfolger Josef Syrée, welcher von 1848 bis 1892 Bürgermeister war, entwickelte sich Boppard zu einem Fremdenverkehrsort und Heilbad. Der Fremdenverkehr wurde auch durch die Errichtung der Bahnstrecke Koblenz-Bingerbrück und des heutigen Hauptbahnhofs im Jahr 1859 gefördert. Die Dampfschifffahrt trug ebenfalls zur Erhöhung der Fremdenverkehrszahlen bei. Im Rahmen der Verschönerung des Rheinufers wurde 1855 der alte Rheinkran auf Höhe des Kronentores abgebrochen, außerdem wurde im gleichen Jahr auf dem Kirchhof (heute Oberer Marktplatz) ein repräsentativer Brunnen errichtet. Am 30. Oktober 1862 konnte das städtische Gaswerk am Säuerling in Betrieb genommen werden.

    Die Auseinandersetzungen zwischen der katholischen Mittel- und Unterschicht und der neuzugezogenen, liberalen Oberschicht entfachte sich 1872 im Kulturkampf wieder für mehrere Jahre. Insbesondere mit dem Übertritt des Bürgermeisters Syrée und seiner liberalen Anhänger zum Altkatholizismus kam zum politischen Gegensatz noch ein konfessioneller hinzu. Als Vertreter der katholischen Mittel- und Unterschicht war der langjährige Dechant Johann Baptist Berger, welcher auch als Dichter Bekanntheit erlangte, Gegenspieler des Bürgermeisters. In Folge mehrerer Großbrände in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden einige bis dahin noch eng bebaute alte Viertel neu gestaltet und auch Freiflächen wie beispielsweise der Karmeliterplatz geschaffen. Bereits rund 100 Jahre zuvor hatte der Koblenzer Pfarrer Joseph Gregor Lang in seinem Werk Reise auf dem Rhein die mittelalterliche Enge der Bopparder Altstadt beschrieben und solche Feuersbrünste befürchtet. Er führte aus, dass man an trüben Tagen fast eine Laterne nötig habe, da die alte Bebauung gerade in rheinnähe noch über die Gassen auskragte. Die Bevölkerung Boppards wuchs von etwa 3.000 Einwohnern zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf über 5.000 um etwa 1875. Aufgrund der Nähe zum Regierungssitz der Rheinprovinz in Koblenz sowie der Politik von Bürgermeister Syrée ergab es sich, dass sich auch viele Pensionäre in Boppard niederließen. In diesem Zusammenhang entstanden die Villenviertel entlang der bisher kaum bebauten Ausfallstraßen in Richtung Koblenz, Mainz sowie Simmern.

  • 20. und 21. Jahrhundert

    Um 1903 begannen die Arbeiten für den Anschluss der Hunsrückbahn an den Bopparder Bahnhof (heutiger Hauptbahnhof). Da jedoch der Säuerlingsturm, welcher zur mittelalterlichen Stadtbefestigung gehörte, im Weg stand, wurde dieser in den Jahren 1906–1908 abgebrochen und mit dünnerer Mauer nördlich seines alten Standpunkts wieder aufgebaut. Im Jahr 1908 wurde das letzte Teilstück dieser Strecke fertiggestellt und im gleichen Jahr noch eröffnet.

    Auch nach dem Ersten Weltkrieg gehörte die Rheinprovinz und damit auch Boppard zu Preußen. Zwischen 1919 und 1923 gab es im ganzen Rheinland Bestrebungen, sich von Preußen zu lösen. Jedoch blieben diese Bestrebungen ohne Erfolg. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 brachte für Boppard anfangs keine Veränderungen, da die Zentrumspartei bei den Wahlen 1933 fünfzig Prozent der Stimmen erhielt. Am 10. November 1938 jedoch zerstörten die Nationalsozialisten die Synagoge in der Binger Gasse, welche erst 1867 eröffnet wurde. Zahlreiche Juden wurden festgenommen und teilweise in Konzentrationslager deportiert. Etwa zwei Drittel der ungefähr 100 in Boppard lebenden Juden emigrierten. Die verbliebenen wurden 1942 deportiert. Im Jahr 1940 wurde das Kloster Marienberg und die dazugehörige Schule auf staatlichen Druck geschlossen. 1941 musste die seit 1873 werktäglich erscheinende Bopparder Zeitung eingestellt werden. Zwar wurde Boppard nicht direkt von Bomberverbänden angegriffen, jedoch wurden auch über der Stadt Bomben abgeworfen. Seit dem 19. März 1945 war das linke Rheinufer unter der Kontrolle der amerikanischen Streitkräfte. Diese bauten in Boppard eine Notbrücke, um die gegenüberliegende Rheinseite zu erreichen.

    Seit 1946 ist der Ort Teil des damals neu gebildeten Landes Rheinland-Pfalz. Nach dem Krieg erholte sich der Tourismus als bedeutender Wirtschaftsfaktor der Stadt schnell wieder, die Übernachtungszahlen konnten zwischen 1951 und 1962 um über 200 % gesteigert werden. Aufgrund der akuten Wohnungsnot der Nachkriegszeit wurde im Jahr 1952 in einem Seitental die Siedlung Boppard-Buchenau gegründet. Da die Bevölkerungszahlen und damit auch der Wasserverbrauch stetig zunahmen, wurde Anfang der 1960er Jahre mit den Planungen für eine Talsperre im Steinigbachtal (einem Seitental des Mühltal) begonnen. Aufgrund der Proteste von Umweltschützern kam es allerdings nie zu einer Verwirklichung dieser Pläne, Boppard schloss sich stattdessen 1968 dem Zweckverband Rheinhöhen-Wasserversorgung an. Um 1960 begannen auch Planungen für den Ausbau der Bundesstraße 9, während eine Trassenführung entlang der Rheinallee (wie sie in anderen Gemeinden am Mittelrhein schließlich umgesetzt wurde) von vorneherein abgelehnt wurde, favorisierte der damalige Bopparder Bürgermeister Stollenwerk eine bergseitige Umgehungsstraße. Durchgesetzt hat sich allerdings eine Trassierung nördlich des Bahnkörpers, was einen massiven Eingriff in das Stadtbild zur Folge hatte und dazu führte, dass die Umgehung erst 1991 endgültig fertiggestellt werden konnte.

    Auf Grund der Kommunalreform des Landes in den 1960er-Jahren wurde der Landkreis Sankt Goar 1969 aufgelöst und Boppard dem Rhein-Hunsrück-Kreis zugeordnet. Außerdem fand eine Neugliederung auf Gemeindeebene statt. Für die Stadt Boppard bedeutete dies, dass sie ab dem 28. Juli 1970 mit den Gemeinden Bad Salzig, Buchholz, Herschwiesen, Hirzenach, Holzfeld, Oppenhausen, Rheinbay, Udenhausen und Weiler eine Verbandsgemeinde bildete. Schon im Jahr 1970 kam die Idee auf, Boppard mit den neuen anderen Gemeinden zu einer verbandsfreien Stadt umzustrukturieren. Dies sollte die Verwaltung vereinfachen und wäre durch das Land mit einer Prämie von 12 Mio. DM gefördert worden. Mit dem Versprechen, dieses Geld insbesondere in die Ortsgemeinden außerhalb Boppards zu investieren, konnten acht Gemeinden dazu bewogen werden, der Idee zuzustimmen. Die Gemeinde Bad Salzig wollte nur zustimmen, wenn die zukünftige Gemeinde Boppard-Bad Salzig hieße. Die Gemeinde Oppenhausen lehnte den Vorschlag ganz ab. Da in den zustimmenden Ortsgemeinden mehr als zwei Drittel der Einwohner der Verbandsgemeinde wohnten und der Verbandsgemeinderat ebenfalls für die verbandsfreie Gemeinde stimmte, konnte der Minister des Inneren durch Rechtsverordnung die Verbandsgemeinde zunächst in eine verbandsfreie Gemeinde umwandeln. Dies wurde zum 31. Dezember 1975 umgesetzt. Die neugebildete Gemeinde erhielt den Namen 'Boppard'. Dies veranlasste die Ortsgemeinde Bad Salzig, noch am Tag der Neubildung das Verfassungsgericht des Landes anzurufen. Es wurde beantragt, die Rechtsverordnung des Innenministeriums aufzuheben. Im Urteil vom 8. Mai 1977 wies das Gericht den Antrag zurück. Da die alte Stadt Boppard mit der Rechtsverordnung aufgelöst wurde, erlosch damit auch das Stadtrecht. Auf Antrag bei der Landesregierung wurde Boppard das Stadtrecht am 10. Juli 1976 erneut verliehen.

    Beginnend 1973 wurde in bisher drei Abschnitten eine Altstadtsanierung durchgeführt, in deren Rahmen bis zum Jahr 2016 insgesamt rund 22 Mio. Euro investiert wurden. Schwerpunkte waren hierbei das Umfeld des Krankenhauses bzw. der Burg, der Balz, verschiedene Straßen der Altstadt sowie die Einrichtung und Umgestaltung der Fußgängerzone.

    Das bis dahin in der kurfürstlichen Burg angesiedelte Amtsgericht wurde zum 1. Februar 1975 aufgelöst, die Zuständigkeit liegt seitdem beim Amtsgericht in St. Goar.

    In den Jahren 1993 und 1995 war auch Boppard von den Jahrhunderthochwassern am Mittelrhein betroffen.

    Rheinpromenade Boppard
    Rheinpromenade Boppard

Die Texte basieren auf dem Artikel  Boppard aus der freien Enzyklopädie  Wikipedia und stehen unter der Lizenz  „Creative Commons Attribution/Share Alike“  (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine  Liste der Autoren verfügbar.


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