Klimaschutz

Kalte Nahwärme: Stadt Boppard setzt auf ein zukunftsorientiertes Wärmenetz im Neubaugebiet „Auf der Folkendell“

Spaziergängerinnen und Spaziergänger konnten die schweren Maschinen bemerken, die in Boppard-Buchholz im Einsatz waren. Ein Erdbohrer wurde eingesetzt, um wichtige Daten zu liefern. Der mit den Probebohrungen gewonnene Einblick bis in rund 200 Metern Tiefe ist die Grundlage für die weitere Planung.

Der Klimaschutzmanager der Stadt Boppard, Dominik Nachtsheim, und Jonas Rechtsteiner, bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz zuständig für die Kreise Rhein-Hunsrück und Rhein-Lahn, verschafften sich vor Ort einen Eindruck von der Probebohrung, die von einer Spezialfirma im Auftrag der Stadt Boppard ausgeführt wurde.

Der Bohrkopf arbeitete sich Zentimeter für Zentimeter durch das Erdreich in Buchholz und lieferte wichtige Daten zur Beschaffenheit des Erdreichs sowie zur Lokalisierung felsiger Gesteinsschichten. Als nächster Schritt werden Geologen mit Erdsonden die Temperaturen in den verschiedenen Tiefen und Erdschichten messen. Diese Daten sind entscheidend für die weitere Planung des Kalten Nahwärmenetzes.

In den kommenden Monaten werden Experten im Auftrag der Stadt Boppard das Ersondenfeld und das Wärmenetz entsprechend planen. Auch das Betreiberkonzept befindet sich in der Entwicklung. Gemäß dem Wunsch des Stadtrates soll der Betrieb vorzugsweise in kommunaler Hand liegen. Der aktuelle Entwurf des Konzeptes sieht vor, dass die Stadt Boppard das Erdsondenfeld sowie das Netz bis zum Hausanschluss betreibt.

Das Kalte Nahwärmenetz soll zukünftig über Erdsonden die Umweltenergie aus der Tiefe (rund 10 Grad Celsius warmes Wasser) nutzen. Diese Energie wird an die Sole/Wasser-Wärmepumpen der Wohngebäude geleitet, die sie auf ein nutzbares Niveau anheben. Eine Ergänzung über PV-Anlagen ist ebenfalls möglich. Ein Vorteil liegt darin, dass das Netz der Kalten Nahwärme nicht nur Wärme liefert, sondern in den Sommermonaten auch zur Kühlung genutzt werden kann. Die sommerliche Wärme wird dann in das Erdreich geleitet und dort gespeichert.

Im Vergleich zu individuellen Luft/Wasser-Wärmepumpen erreichen die Sole/Wasser-Wärmepumpen durch die konstante Wärmequelle aus der Kalten Nahwärme eine höhere Effizienz. Durch die höhere Umwelttemperatur sind auch der individuelle Strombedarf und der CO2-Ausstoß geringer.

Bürgermeister Jörg Haseneier: „Mit dem Kalten Nahwärmenetz im Buchholzer Neubaugebiet nehmen wir im Rhein-Hunsrück-Kreis eine Vorreiterrolle ein. Es freut mich, dass wir den zukünftigen Bauherrinnen und Bauherren auf diese Weise eine moderne und zukunftsweisende Wärmeversorgung bieten können.“ Auch der Klimaschutzmanager der Stadt Boppard ist von dem Projekt überzeugt: „Die Kalte Nahwärme ist von großer Bedeutung, weil sie einen wichtigen Schritt in der Wärmewende darstellt. Zudem bietet sie den zukünftigen Eigentümern die Möglichkeit der Nutzung einer effizienteren Alternative zu Luft/Wasser –Wärmepumpen und schafft Synergien in der Wärmeversorgung.“

Die Voruntersuchungen in Buchholz haben bereits ergeben, dass sich das Gelände grundsätzlich für Kalte Nahwärme eignet. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unterstützt die Planung des Kalten Nahwärmenetzes mit 190.530,50 Euro. Im Neubaugebiet „Auf der Folkendell“ sind auf dem rund 7,7 Hektar großen Areal rund 83 Baugrundstücke geplant.