Architekt Detlef Stephan, verantwortlich für Bauüberwachung, und Thorsten Heidrich, der die Stadt als Sachverständiger für die Projektsteuerung unterstützt, begleiteten den Ausschuss bei dem Rundgang und erläuterten an verschiedenen Punkten den aktuellen Stand der komplexen Baumaßnahme.
Aktuell laufen die Zimmererarbeiten an Dachstuhl und Decken in der Fledermausschutzzone und an den Gesimsen sowie Rohbau-, Dachdecker- und Lehmbauarbeiten. Im nächsten Schritt soll es mit den Trockenbau-, Estrich-, Fliesen- und Tischlerarbeiten weitergehen. Die Aufträge dafür sind bereits vergeben. Im Anschluss an den Baustellenrundgang gaben der Architekt und der Projektsteuerer dem Gremium und der Öffentlichkeit im Großen Saal der Stadthalle einen Überblick über den Stand der Kosten und des Bauzeitenplans.
Der Architekt betonte, dass die Kosten aktuell im Rahmen liegen. 9,77 Millionen Euro waren inklusive erweitertem Dachausbau im Frühjahr 2021 prognostiziert und genehmigt worden. 9,75 Millionen Euro wurden ausgegeben. Die in Februar 2021 genehmigten Gesamtkosten belaufen auf 13,67 Millionen Euro, bestehend aus 9,3 Millionen Euro für den Bau, 2,13 Millionen Euro für die Haustechnik und 2,24 Millionen Euro Baunebenkosten.
Hinzu kommen noch zwei Nachträge aus der ersten und zweiten haustechnischen Kostenfortschreibung über insgesamt 1,17 Millionen Euro, die unter anderem auf neue Anforderungen an das Gebäude hinsichtlich des Klimaschutzes zurückzuführen sind, wie der Architekt erläuterte. Unter anderem soll die Möglichkeit geschaffen werden, gegebenenfalls mit einem Niedertemperatursystem und einer Wärmepumpe das Gebäude zu heizen.
„Die gute Nachricht ist: Wir sind drin“, betonte Detlef Stephan zu den Kosten. Aber auch diese Baustelle sei von den nahezu alle Baumaßnahmen betreffenden Risiken nicht ausgenommen. Aktuell drohe eine weitere Kostensteigerung aufgrund der Corona-Krise, des Ukraine-Kriegs und eines Beschlusses des Bundes, dass Auftragnehmer ihre Preise anpassen dürfen. Ausführlich wurde über die derzeitigen Kostenverhandlungen mit den beauftragten Firmen mit Unterstützung eines juristischen Sachverständigen, auch im Hinblick auf die Unsicherheiten der laufenden Vergabeverfahren der haustechnischen Gewerke und des derzeitigen Ukraine-Krieges berichtet.
„Wir haben eine extrem gute und hohe Ausführungsqualität“, betonte der Architekt. Der Stadt sei sehr daran gelegen, diese Firmen auch weiter zu beschäftigen. Das war bislang nicht in allen Fällen möglich, so müssen die Vergabeverfahren für Sanitär- und Wärmeversorgungsanlagen, Elektro- und Nachrichtentechnik sowie für die Raumlufttechnischen Anlagen aufgrund von Vertragskündigungen wiederholt werden.
Aufgrund der aktuellen Risiken legte der Architekt dem Bauausschuss eine neue Prognose der Gesamtkosten dar. So stehen für die Sanierung des ehemaligen Karmeliterklosters nun im schlimmsten Fall Kosten von 18,1 Millionen Euro inklusive Mehrwertsteuer im Raum. „Diese Hochrechnungen sind ein Worst-Case-Szenario“, betonte Projektsteuerer Thorsten Heidrich dazu.
Priorität habe nun, die Baustelle voranzutreiben. „Eine stehende Baustelle kostet eine Menge Geld“, betonte er. Nach aktuellem Stand beläuft sich die Verzögerung in diesem Jahr auf der Baustelle auf sechs Wochen, bedingt dadurch, dass die im Dachgeschoss lebenden und unter Naturschutz stehenden Fledermäuse erst im November statt Anfang Oktober ausgezogen sind.
Auf Nachfrage von Bürgermeister Jörg Haseneier zur geplanten Fertigstellung des Gebäudes gaben die Bauexperten zu bedenken, dass eine realistische Prognose erst möglich sei, wenn die erneuten Ausschreibungen erfolgreich abgeschlossen sind. Wenn alle Firmen im ersten Ausschreibungsanlauf feststünden und der Ukraine-Krieg der Stadt keinen Strich durch die Rechnung mache, sei ein Einzug der Stadtverwaltung im ersten oder zweiten Quartal 2024 realistisch.
Der Bürgermeister plädierte dafür, die Baustelle jetzt ohne weitere Umplanungen so zügig wie möglich fertigzustellen. Aufgrund der Sanierung sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung derzeit in verschiedenen Übergangsquartieren untergebracht, beispielsweise angemietete Bürocontainer, was weitere Kosten verursacht.
Der Bauausschuss nahm die Prognosen für den Bauzeitenplan und die Kostenentwicklung einstimmig und zustimmend zur Kenntnis. Sobald belastbare Zahlen vorliegen, will die Verwaltung einen Ergänzungsantrag für die Förderung stellen.