Aus dem Stadtrat

Konzept verabschiedet: Boppard setzt auf Hochwasser- und Starkregenvorsorge für mehr Sicherheit

Auch für die Ortsbezirke Boppard inklusive Buchenau, Bad Salzig und Hirzenach liegt nun ein solches Konzept vor, erstellt durch das Planungsbüro „Planwerk Häuser“. Ingenieurin Katharina Häuser erläuterte am Montag, 18. November 2024, dem Bopparder Stadtrat die Eckpunkte des 141 Seiten umfassenden Konzepts, anschließend verabschiedeten es die Ratsmitglieder einstimmig.

Wie stark bin ich gefährdet? Welche Maßnahmen kann ich zum Schutz vor Hochwasser und Sturzfluten durch Starkregen ergreifen? 

Das Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzept soll Defizite sichtbar machen und sensibilisieren. „Das Konzept soll das Bewusstsein für diese Gefahren schärfen. Auch wenn wir im Mittelrheintal regelmäßig mit Hochwassern konfrontiert sind, sollten wir das nicht einfach so abtun, weil wir die letzten 30 Jahre glimpflich davongekommen sind. Es kann sein, dass es zu extremen Ereignissen kommt, die wir jetzt noch nicht kennen“, betont Katharina Häuser.

Die Stadt Boppard ist, wie viele Gemeinden entlang von Flüssen, regelmäßig von wiederkehrenden Hochwassern betroffen. Da die Ortsbezirke der Stadt Boppard nicht über einen Hochwasserschutz verfügen, ist es erforderlich, ein möglicherweise auftretendes Jahrhunderthochwasser in seinen Ausmaßen zu visualisieren und die städtische Struktur daraufhin zu überprüfen, welche Schäden bei einem solchen Ereignis gegebenenfalls vermeidbar wären.

Handlungsbedarf besteht auch in Bezug auf durch Starkregen hervorgerufene Überschwemmungen vor allem in den Bachtälern. Mitgespültes Geröll und Schlammlawinen sind keine Seltenheit mehr und können großen Schaden anrichten.

Auszug aus der Sturzflutkarte des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität. Darstellung eines extremen Starkregenereignisses mit dem Starkregenindex 10 in Bad Salzig, Dauer vier Stunden, ohne Maßstab.
Auszug aus der Sturzflutkarte des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität. Darstellung eines extremen Starkregenereignisses mit dem Starkregenindex 10 in Bad Salzig, Dauer vier Stunden, ohne Maßstab.

Das Konzept enthält konkrete Vorschläge, darunter bauliche Maßnahmen zur sicheren Ableitung von Wasser und praktische Empfehlungen für Bürgerinnen und Bürger, um ihr Eigentum besser zu schützen. Einfach umzusetzende Maßnahmen, wie die Gewässerpflege und Unterhaltung durch beispielsweise Rückschnitt von Gehölzen in der Bachsohle, sollen zeitnah realisiert werden.

Für umfangreichere Vorhaben wird ein Zeitplan erstellt, der die Maßnahmen nach Dringlichkeit priorisiert und zugleich Fördermöglichkeiten sowie die finanzielle Machbarkeit berücksichtigt. Das Konzept entstand in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten vom Informations- und Beratungszentrum Hochwasservorsorge Rheinland-Pfalz, vom Kompetenzzentrum Hochwasservorsorge und Hochwasserrisikomanagement und der SGD Nord.

Die Grundlage für das Konzept bildeten umfassende Datenerhebungen, die durch Fragebögen, die auch online beantwortet werden konnten, und Bürgerworkshops ergänzt wurden. Insgesamt fanden 16 Ortsbegehungen sowie Treffen mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Expertinnen und Experten statt. Jedes Bachbett wurde sowohl inner- als auch außerorts detailliert untersucht. Dabei wurden Rückhaltemöglichkeiten, Durchlässe, Einlaufbauwerke, Überbauungen, Notwasserwege und bestehende Defizite systematisch erfasst. Zudem erfolgten Abstimmungen mit den Verantwortlichen für kritische Infrastruktur. Auch der Forst und die Feuerwehr brachten wertvolle Anregungen ein, die in das Konzept integriert wurden.

Das Konzept bietet Handlungsempfehlungen für kurzfristige, mittelfristige und langfristige Maßnahmen. Kurzfristig steht der Erhalt des Gewässerdurchflusses im Fokus, etwa durch regelmäßige Kontrollen und die Entfernung von Treibgut und Totholz. Mittelfristig werden bauliche Verbesserungen wie die Renaturierung verrohrter Bäche oder die Schaffung von Retentionsflächen angestrebt. Langfristige Lösungen hingegen erfordern eine sorgfältige Planung, da Flächen- und Eigentumsverhältnisse Umstrukturierungen wie Flächenentsiegelungen, die Anlage hochwertiger Versickerungsflächen oder die Aufforstung von Hanglagen oft nur eingeschränkt ermöglichen.

„Bachsteckbriefe“ dokumentieren zudem die bestehenden Probleme und schlagen gezielte Maßnahmen beispielsweise im Mörderbachtal, im Mühltalbach, am Burdenbach, Fraubach, Bruder-Michels-Bach, Mittelbach, Buchenauer Bach, Salziger Bach, Dammigbach, Patelsbach oder Tempusbach vor.

Überblick der Gewässer in Boppard: Steinigbachtal (1), Schlaninger Bach (2), Reidelswäldchesgraben (3), Thomastalbach (4), Teufelsbach (5), Hainbuchendellenbach (6), Schuertelsbach (7), Mühltalbach (8), Mistlochsgraben (9), Kalmuttalbach (10), Burdenbach (11), Fraubach (12), Josephinentalbach (13), Bruder-Michels-Bach (14), Mittelbach, in Teilen Buchenauer Bach (15), Salziger Bach (16), Nächstentalbach (17), Ziehbach (18, nicht im Untersuchungsgebiet), Ebersbach (19, nicht im Untersuchungsgebiet), Weilerbach (20, nicht im Untersuchungsgebiet), Patelsbach (21), Tempusbach (22).
Überblick der Gewässer in Boppard: Steinigbachtal (1), Schlaninger Bach (2), Reidelswäldchesgraben (3), Thomastalbach (4), Teufelsbach (5), Hainbuchendellenbach (6), Schuertelsbach (7), Mühltalbach (8), Mistlochsgraben (9), Kalmuttalbach (10), Burdenbach (11), Fraubach (12), Josephinentalbach (13), Bruder-Michels-Bach (14), Mittelbach, in Teilen Buchenauer Bach (15), Salziger Bach (16), Nächstentalbach (17), Ziehbach (18, nicht im Untersuchungsgebiet), Ebersbach (19, nicht im Untersuchungsgebiet), Weilerbach (20, nicht im Untersuchungsgebiet), Patelsbach (21), Tempusbach (22).
„Mit dem Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzept haben wir einen wichtigen Schritt getan, um in den Ortsbezirken Boppard, Bad Salzig und Hirzenach vor den Folgen extremer Hochwasser- und Starkregenereignisse zu sensibilisieren. Es liegt nun an uns allen, gezielt zu handeln und die daraus gewonnenen Erkenntnisse konsequent umzusetzen. Dies geht nur gemeinsam – durch den Einsatz der Bürgerinnen und Bürger, der Verwaltung und aller Beteiligten“, sagt Boppards Bürgermeister Jörg Haseneier.

Das Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzept ist als dynamisches Dokument konzipiert und wird kontinuierlich angepasst. Es ist unter dem folgenden Link abrufbar: www.boppard.de/rathaus-verwaltung/stadtentwicklung-konzepte/hochwasser-und-starkregenvorsorgekonzept/